Freitag, 24. April 2015

Happy Earth Day

Das war die Sicht von unserem Haus


Vorgestern hat die Erde wohl mit ihrem ganz eigenen "Feuerwerk" gefeiert. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen soll, denn ich war auch noch die erste von uns, die sich das Spektakel anschauen durfte. Das witzige daran war, dass Anja (meine Vorgängerin) mir aus Deutschland geschrieben hat mit der Frage " Ist der Calbuco ausgebrochen?", weil sie ne Nachricht von nem Freund hier bekommen hat, also alles äußerst verknotet, und ich daraufhin zum Fester gerannt bin und dachte, OKAAY DAS IST NICHT NORMAAL. Die Fotos sagen auch leider nicht im Geringsten das aus, was man wirklich gesehen hat, denn diese gigantische Rauchwolke ist in sekundenschnelle immer und immer größer geworden.
Wir sind ja son bisschen kleine Hinterweltler ohne Fernseher und allem Drum und Dran, die Sirenen die manchmal zur Probe wie in Deutschland abgespielt werden, haben wir natürlich nicht ernst genommen und zu dem Zeitpunkt wurde schon die "Warnstufe rot" im Radio und im Fernsehen angesagt. 
Gut wir haben es dann auch endlich mitbekommen und das Internetfernsehen angeschaltet. Man könnte sagen, dass eine allgemeine Panik in Puerto Montt ausgebrochen ist. Alle wirklich alle mussten von jetzt auf gleich schnellstmöglich ihre Arbeit verlassen und nach Hause fahren. Der ganze Verkehr ist daraufhin zusammengebrochen, denn anstatt, dass alle nach Hause fahren, mussten alle ihre Autos auftanken, im Falle einer größeren Katastrophe und auch die Supermärkte wurden leer gekauft, hauptsächlich Trinkwasser. Kurz gesagt, die Menschen gingen davon aus, dass die Welt jeden Moment untergehen würde. Und was haben wir gemacht? Wir sind in die Messe gegangen und haben danach gemütlich zu Abend gegessen, der Tank unseres Autos war auch leer, aber wir hatten genügend Wasser in alle Töpfe und Wannen und Eimer gefüllt. Kerzen im Falle eines Erdbeebens und dem darauf folgenden Stromausfalls hatten wir meeehr als genug, ich lebe ja schließlich mit Schwestern zusammen, die die Kerzen sogar selbst herstellen, was dazu geführt hat, dass die Leute zu uns kamen und uns nach Kerzen gefragt haben, weil die Supermärkte natürlich keine mehr hatten. Wir haben natürlich ein großes Herz und haben die Kerzen an die Menschen verschenkt. 




Irgendwann wurde dann (natürlich nachdem die ganzen Wasservorräte ausgekauft wurden) gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, denn unsere Wasserversorgung ist unterirdisch und die Asche würde unser Trinkwasser gar nicht verdrecken können. Damit noch ein wenig mehr Panik verbreitet wird, hat die Regierung an alle Handys, die man in Puerto Montt und Umgebung lokalisieren konnte, eine Warnstufe Rot Nachricht geschickt mit lautem Signal. Man hätte echt denken können, dass die Welt untergehen könnte. Die Nachrichten gaben Aufforderungen wie "Schlaft mit Klamotten im Falle, dass ihr euer Haus verlassen müsst" "Man erwartet eine weitere Eruption" "Vielleicht kommt sogar ein Erdbeben hinterher" "Seid auf alles vorbereitet" "Der Flughafen wurde gesperrt" "Kauft euch Masken, wegen den toxischen Gasen". Es wurde nicht versucht, die Menschen zu beruhigen, nein im Gegenteil, die Panik wurde nur noch vergrößert, abgesehen vom Verkehrsnetz ist natürlich auch noch das Kommunikationsnetz zusammen gebrochen, da alle irgendwie versucht haben ihre Familien zu erreichen. 


Mit dem Sonnenuntergang sah es zusätzlich
wirklich spektakulär aus

Und wer hat wirklich unter den Folgen des Ausbruches gelitten? Die Menschen die unmittelbar in der Nähe des Vulkanes leben, die Tiere und die Natur selbst, denn alles im Umkreis wurde von einer 30 cm dicken und schweren Asche- und Vulkansgesteinschicht überdeckt. Die Tiere werden zu 90 % sterben, weil sie nichts fressen können und die Vegetation darunter auch, weil die Erde nicht mehr atmen kann. Die Helikopter sind damit beschäftigt die Waldbrände auf und um den Vulkan zu löschen, da die Lava Brände verursacht hat. Heute Morgen um 08:00 Uhr ist der Vulkan zum dritten Mal ausgebrochen und gerade qualmt er wieder fröhlich vor sich hin. Die Nachrichten berichten, dass die Aschewolke bis ins 1000 km entfernte Santiago geweht wird, aber Puerto Montt selbst, genießt ein paar freie Tage. Der Wind weht immer vorteilhaft für Puerto Montt , da der Wind immer vom Meer aus kommt und nie gegen das Meer wehen wird, von daher ist Puerto Montt quasi am wenigsten betroffen. Mir wurde erklärt, dass es gut ist, dass der Vulkan ausbricht, denn den Vulkan kann man mit einem Menschen vergleichen, wenn es jemandem schlecht geht und sich übergibt, dann geht es der Person besser. Wenn der Vulkan aber nicht ausbricht, dann brodelt er weiter vor sich hin und es kann schlimmeres passieren, so aber spukt er alles aus und kann sich bald wieder beruhigen, aktiv wird er jedoch auf jeden Fall bleiben. Kennt glaube ich jeder, hat man erst einmal alles ausgekotzt, dann sieht das Leben wieder anders und vor allem besser aus. 

Es war und bleibt eine spannende und aufregende Sache hier mit dem guten Calbuco. Die Fotos habe ich alle selbst und aus meinem Viertel hier geschossen. 
Tschüß, Chiaoo und gaanz liebe Grüße aus Puerto Montt
:)

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